Gurria (OECD): Ebola heißt Bein abschneiden, bevor man draufgeht – Eurozone könnte €600 Mrd. benötigen – EZB könnte damit beginnen, Ramsch anzukaufen

Kanzlerin Merkel insistiere darauf, dass Griechenland sich dazu bereit erklären solle, rigide Einsparungen über mehrere Jahre zuzusagen, um sein Haushaltsdefizit zu reduzieren, nachdem die gestrige Ratingabstufung durch S&P auf Junkstatus die Kosten für eine Kreditaufnahme für andere Staaten von Italien bis Portugal und Irland nach oben beförderte. Dadurch seien ebenfalls die Indikatoren für die Kreditrisiken im Unternehmenssektor rund um den Globus drastisch angestiegen. Maßnahmen müssten nun ergriffen werden – und dies ziemlich schnell, wie Angel Gurria, Generalsekretär der OECD heute in einem Interview mit Bloomberg TV in Berlin erklärte.

Es sei keine Frage, ob eine Gefahr der Ansteckung in der gesamten Region bestünde. Die Ansteckung sei bereits erfolgt. Dies sei vergleichbar mit Ebola. Wenn jemand realisiere, dass er an Ebola erkrankt sei, dann müsse er sein Bein abschneiden, um eine Überlebenschance zu haben.

Gurria (OECD): Ebola heißt Bein abschneiden, bevor man draufgeht – Eurozone könnte €600 Mrd. benötigen – EZB könnte damit beginnen, Ramsch anzukaufen

Die europäischen Entscheider müssen vielleicht mehr als 600 Milliarden Euro an Unterstützungsleistungen stemmen oder Staatsanleihen ankaufen, wenn sie die sich abzeichnende regionale Finanzkrise unter Kontrolle bekommen wollen, erklärten Ökonomen von Goldman Sachs, JPMorgan Chase und der Royal Bank of Scotland. Die Gespräche zwischen der EU, dem IWF und der griechischen Regierung dürften wahrscheinlich auf Hilfsleistungen im ersten Jahr in Höhe von zwischen 55 und 75 Milliarden Euro fokussiert sein. Eine Erklärung zu den anhaltenden Diskussionen werde wahrscheinlich Anfang der kommenden Woche erfolgen. Dies würde versichern, dass Griechenland nicht für eine erneute Kapitalaufnahme an die Märkte zurückkehren müsste. Vielleicht sei es an der Zeit, über strategisch politische Maßnahmen der letzten Wahl nachzudenken im Angesicht der derzeitigen Staatsschuldenkrise in Europa, so David Mackie, Chefökonom für die Region Europa bei JPMorgan in London. Eine Vereinbarung nur mit Griechenland sei wahrscheinlich nicht ausreichend, um die Refinanzierungskrise davon abzuhalten, sich auch durch die anderen Eurozonenmärkte zu fressen. Die Regierungen müssten vielleicht einen Schutzplan für die gesamte Region aus der Tasche ziehen, so Mackie. Seine Kalkulationen basieren darauf, dass im schlimmsten aller eintretenden Ansteckungsfälle, finanzielle Hilfsleistungen für Spanien, Portugal, Ireland und Griechenland in etwa 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Rests der Eurozone erforderlich machen könnte. Dies entspräche ungefähr 600 Milliarden Euro.

Die Europäische Zentralbank könnte sich vielleicht dazu entschließen damit zu beginnen, alle ausstehenden Staatsschulden in ihren Geschäften mit den Banken zu akzeptieren, unabhängig von deren Rating. Auch könne die geldpolitische Linie des vergangenen Jahres wieder eingeführt werden, die das Verleihen unbegrenzter Kapitalbeträge über einen Zeitraum von einem Jahr vorsah, um die regionalen Banken zu unterstützen, erklärte Jacques Cailloux, Chefökonom für Europa bei der Royal Bank of Scotland. Was Cailloux eine “nukleare Option” der EZB nennt, fand ebenfalls die Aufmerksamkeit unter einigen anderen Ökonomen. Während es der EZB durch ihre Satzung verboten sei Vermögenswerte von Drittparteien direkt anzukaufen, könnte sie dies jedoch über den Zweitmarkt umsetzen.

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